Leben mit dem Seniorhund, nachlassende Sinne und trotzdem Lebensfreude
- Caroline von den Schwalmtails
- 16. Dez.
- 2 Min. Lesezeit
Irgendwann kommt er, dieser Moment im Leben mit Hund, in dem man innehält und denkt: Ah. Wir sind jetzt in dieser Phase.
Die Phase, in der das Sehen schwieriger wird. Das Hören eingeschränkt ist. Und in der man merkt, dass Alltag plötzlich mehr Energie kostet als früher.
Willkommen im Leben mit einem Seniorhund.
Dieser Blogbeitrag richtet sich an Menschen, die ihre alten Hunde nicht „verwalten“, sondern begleiten wollen – mit Klarheit, Humor und einer Haltung, die den Hund ernst nimmt.

Wenn Sehen und Hören leiser werden
Bei vielen Seniorenhunden lassen im Alter die Sinne nach. Besonders betroffen sind das Sehvermögen und das Gehör. Das ist kein Trainingsproblem, kein Trotz und kein mangelnder Wille zur Kooperation – sondern Biologie.
Was das im Alltag bedeutet:
Signale werden übersehen oder überhört
Orientierung fällt schwerer
Reaktionen verzögern sich
Unsicherheit und Schreckhaftigkeit nehmen zu
Aus meiner
Sicht ist klar: Lernen funktioniert nur auf Basis von Sicherheit. Wenn Wahrnehmung unsicher wird, braucht der Hund etwas anderes, das ihn trägt.
Routinen und Rituale: Sicherheit zum Anlehnen
Genau hier kommen Routinen und Rituale ins Spiel. Und zwar nicht als starres Korsett, sondern als verlässliche Struktur.
Wiederkehrende Abläufe schaffen Vorhersagbarkeit:
gleiche Reihenfolgen
gleiche Übergänge
bekannte Rituale im Alltag
Der Hund muss weniger interpretieren und weniger „mitdenken“. Er darf sich darauf verlassen, dass Dinge in bekannter Weise passieren – auch dann, wenn er sie nicht mehr gut sehen oder hören kann.
Und ja: Das macht das Leben für beide Seiten leichter.
Früh etablierte Routinen sind im Alter Gold wert. Späte sind besser als keine. Perfekte braucht niemand.
Keine Sorge: Andere Sinne bleiben wach (auch der Unsinn)
An dieser Stelle ein kleiner Realitätsabgleich: Nein, der Unsinnssinn wird im Alter nicht automatisch schärfer. Der Blödsinn manchmal schon. Aber das ist ein anderes Thema.
Was bei vielen Hunden sehr lange gut funktioniert, ist der Geruchssinn.
Und genau der wird im Alter oft unterschätzt.
Für Seniorenhunde bedeutet das: Riechen ist nicht Beschäftigung – Riechen ist Kompetenz. Und genau deshalb stehen Futtersuchen bei uns ganz hoch im Kurs.
Futtersuche für Seniorenhunde: Mehr als nur Zeitvertreib
Ruhige Futtersuchen sind für alte Hunde ein echtes Geschenk:
sie sind selbstbestimmt
sie sind ausdauernd
sie sind kognitiv sinnvoll
sie überfordern nicht
Der Hund darf entscheiden, suchen, finden, Erfolg haben. Ohne Tempo. Ohne Druck. Ohne Erwartungen von außen.
Man könnte sagen: Ein neues Hobby im Alter. Ich nenne es: bedürfnisorientiertes Training.
Meine Haltung als Trainerin: Anpassen statt festhalten
Training mit Seniorenhunden bedeutet für mich nicht, alte Fähigkeiten konservieren zu wollen.
Es bedeutet:
Erwartungen anzupassen
Umweltbedingungen zu verändern
Sicherheit über Leistung zu stellen
Seniorenhunde brauchen Selbstwirksamkeit, Verlässlichkeit und Sicherheit.
Wenn wir bereit sind, unseren Blick zu verändern, dann bleibt Lebensqualität – auch wenn Fähigkeiten weniger werden.
Und ganz ehrlich: Das ist keine traurige Phase. Das ist Beziehungspflege auf einem neuen Level.
Mit weniger Sinneseindrücken. Aber oft mit mehr Tiefe.





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